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Alte(s) und Junge(s)

Jede Gemeinschaft von hoch entwickelten Tieren ist auf eine Mischung aus jungen, unerfahrenen und alten, lebenserfahrenen Individuen angewiesen. Dadurch, dass die Jungen von den Alten versorgt und beschützt werden und zusätzlich zu den instinktiven die im Laufe von Generationen erlernten und bewährten Verhaltensweisen der Alten nachahmen, werden die Überlebenschancen der Gemeinschaft in einem stabilen Umfeld maximiert.

Dadurch, dass einige der Jungen sich auf Grund von Dummheit oder Wagemut anders als die Alten verhalten, gehen einige von ihnen zugrunde. Andere machen neue Erfahrungen, die der Gemeinschaft helfen, in einer veränderten Umgebung zu überleben. So funktioniert die Höherentwicklung von Tiergesellschaften.

In menschlichen Gemeinschaften - von Familien bis zu Völkern - ist es nicht anders. Wenn die Jugendlichen nicht auf die Alten hören und von ihnen lernen, muss jede Generation immer wieder die gleichen vermeidbaren Fehler machen und immer wieder unnötige Opfer bringen, die den Fortbestand gefährden können. Die Entwicklung einer Hochkultur ist so unmöglich. Wenn andererseits den Jugendlichen nicht erlaubt wird, eigene Erfahrungen zu machen, kann sich die Gemeinschaft nicht weiter entwickeln, um sich veränderten äußeren Gegebenheiten anzupassen. Eine menschliche Gemeinschaft braucht die Energie, den Idealismus, die unkonventionellen Ideen und den Wagemut der (oft naiven) Jugendlichen. Sie braucht aber auch die Lebenserfahrung, den Weitblick, die Besonnenheit und im besten Fall die Weisheit, die Menschen im Regelfall erst im fortgeschrittenen Alter aufweisen können.

Wer eine Gesellschaft schwächen will, um sie zu unterjochen oder zu vernichten, fängt am besten bei der Familie an: Die Weitergabe der individuellen Erfahrungen von alten an junge Menschen wird ersetzt durch die kollektive Indoktrination durch die Machthaber: Säuglinge werden möglichst bald nach der Geburt in einer Krippe abgegeben. Danach werden die jungen Menschen in Ganztags-Kindergärten und -Einheitsschulen zu entwurzelten, funktionierenden Untertanen ohne jegliche tiefen sozialen Kontakte geformt.

Um innerhalb der Familie fruchtbare Kommunikation zu unterbinden, wird ein Wertesystem installiert, nach dem alles Alte schlecht und nur Neues, Junges gut und erstrebenswert ist. Der natürliche Respekt der Jungen vor den lebenserfahreneren Alten wird systematisch zerstört. Alte und Junge werden räumlich getrennt: Junge in Krippen und Kindergärten, Alte in Alten- und Pflegeheime. Wer glaubt, dass die Schaffung dieser Institutionen zum Wohl der Menschen erfolgte, ist naiv.