"Nie haben die Massen nach Wahrheit gedürstet.
Von den Tatsachen, die ihnen mißfallen, wenden sie sich ab und ziehen es vor,
den Irrtum zu vergöttern, wenn er sie zu verführen vermag.
Wer sie zu täuschen versteht, wird leicht ihr Herr, wer sie aufzuklären sucht,
stets ihr Opfer."
Gustave LeBon (1841-1931): Psychologie der Massen. Stuttgart : Kröner, Seite 78
Auf dieser Seite werde ich in loser zeitlicher und thematischer Folge Gedanken zu philosophischen und weltanschaulichen Themen zusammenstellen. Sie können meinen Kindern eines fernen Tages vielleicht helfen, das Wesen unserer Welt und der Menschen und damit den Gang der Dinge besser zu verstehen. Vielleicht ist vieles davon völliger Blödsinn. Zumindest enthalten die kleinen Aufsätze Denkanregungen. Auf jeden Fall sind die inhalte nicht ausgegoren, da ich sie mit niemandem diskutiert habe.
Inhalt
Erfahrbarkeit der WirklichkeitWir sind Eins
Die Leere der materiellen Welt
Alte(s) und Junge(s)
Intelligenz, Verstand und Vernunft
Der Zweck des Materialismus
Unsere Welt - ein kleiner Bauernhof? Schöpfung, Urknalltheorie, Leben, Lebensformen, Leid, Töten, Freier Wille
Die Götter der Bibel Gottesbilder
Lernen Bildungssysteme
Glauben und Wissen Bewusstsein, Seele, Freier Wille, Geist, Gedächtnis
Zufall
Beweisbarkeit
Die Person
Weisheit
Mode
Intelligenz, Verstand und Vernunft
Rationale und emotionale Intelligenz
Mit "Intelligenz" ist hier die rationale Intelligenz gemeint, also die geistige Fähigkeit, sächliche Informationen zu verknüpfen, um Einsichten zu gewinnen. Der Begriff der "emotionalen Intelligenz" (EI) ist erst seit einigen Jahrzehnten gebräuchlich. Er war ein Modebegriff, zu dem es viele Publikationen, insbesondere Ratgeber, gab und gibt. Dieser Begriff wird schwammig verwendet. EI bezieht sich auf die Verarbeitung emotionaler Informationen, also der aufgenommenen Ausdrücke von Gefühlen anderer Menschen. Was ist mit den wahrgenommenen Emotionen nichtmenschlicher Lebewesen wie Hunden, Katzen, Pferden? Was ist mit den eigenen Emotionen und in diesem Fall sogar den eigenen, dafür ursächlichen Gefühlen, die - zumindest theoretisch - direkt wahrgenommen werden können? In Ratgebern zur Steigerng der EI wird unter dieser wohl auch die Fähigkeit verstanden, durch die Steuerung eigener Emotionen zum eigenen Vorteil auf andere Menschen einzuwirken. Die eigenen Emotionen zu zügeln, ist genauso sinnvoll, wie die eigenen Gedanken, Worte und Taten zu zügeln. Sie wissentlich als Werkzeug zur Manipulation anderer Menschen zu eigenen Vorteil einzusetzen, ist üblich, aber verwerflich wie jede Art von Täuschung.
Intelligenzquotient
Das übliche Maß zur quantitativen Bewertung der Intelligenz ist der Intelligenzquotient (IQ). Er wird mittels schriftlicher Tests, die verschiedene geistige Fähigkeiten abprüfen, ermittelt. Solche Tests sind teilweise international standardisiert. Welche Fähigkeiten zur Intelligenz gehören, wurde willkürlich festgelegt. Aus den Teilergebnissen eines IQ-Tests wird rechnerisch der IQ berechnet. Das bedeutet, dass den IQ-Tests auch eine willkürliche Gewichtung der abgetesteten Fähigkeiten inhärent ist. Diese Methodik zur Ermittlung des IQ ist der Versuch, die Lage eines Punktes im n-dimensionalen Merkmalsraum, der durch die einzelnen Skalen für die n relevanten geistigen Teilfähigkeiten aufgespannt wird, auf die Lage eines einzigen Punktes auf der Skala des IQ abzubilden. Das ist methodisch fragwürdig. Erstens werden bei der Abbildung nicht alle n Fähigkeiten einbezogen, da sie nicht erkannt oder bewusst nicht berücksichtigt wurden. Zweitens erfordert eine solche Abbildung eine Gewichtung der Werte auf den individuellen Skalen bei der Einrechnung in den IQ. Nach welchen Kriterien wurden diese Gewichtungen festgelegt? Sind diese praxisrelevant? Falls ja, für welche Lebensumstände, d. h. zu welchem Zweck? Drittens werden für die Bewertung der Teilfähigkeiten meines Wissens lineare Skalen verwendet, was bei biologschen Systemen immer fragwürdig ist. Viertens ist fragwürdig, ob die abgetesteten Fähigkeiten elementar oder aus mehreren verdeckten Teilfähigkeiten zusammengesetzt sind. Insgesamt ist die Validität des IQ zur integralen Repräsentation der Intelligenz höchst fragwürdig. Die Tatsache, dass es massenhaft Ratgeber gibt, die es angeblich ermöglichen, durch Üben der in den IQ-Tests verwendeten Aufgabentypen den Wert des ermittelten IQ mit wenig Aufwand drastisch zu erhöhen, zeigt die Fragwürdigkeit dieser Tests und der mit ihnen ermittelten IQs.
Intelligenzentwicklung
Die Intelligenz eines Menschen ist keine unveränderlich Größe. Der wichtigste Faktor ist die Herkunft, also die Intelligenz der Eltern und evtl. weiterer Vorfahren. Wichtig sind sicherlich auch die Rahmenbedingungen der Entwicklung bis zur Niederkunft. Da Intelligenz eine von vielen Begabungen ist, die ein Mensch haben kann, ist sie nach der Geburt durch Fördern oder Verkümmernlassen stark beeinflussbar. Unser gesamtes Bildungssystem ist darauf ausgelegt, die meisten Begabungen einschließlich der Intelligenz und des kritisches Denken verkümmern zu lassen und die Fähigkeit zum unreflektierten Auswendiglernen zu fördern. Gefördert werden manchmal auch für die Machthaber ungefährliche sportliche und künstlerische Begabungen.
Wert der Intelligenz
Den Menschen im westlichen Kulturkreis wird vermittelt, dass Intelligenz eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Menschen und als moderne Tugend auf jeden Fall positiv zu bewerten ist. Je höher der IQ, desto wertvoller ist ein Mensch. Dem angeblich klügsten Menschen, der je gelebt hat, dem angeblich größten Genie aller Zeiten, wird ein posthum errechneter IQ von z. B. 250 zugeschrieben. Kritische Biografen dieses Wesens vermuten bei ihm einen IQ deutlich unter 100.
Die Glorifizierung von Menschen mit einem hohen IQ ist eine vorsätzliche Irreführung. Intelligenz ist nur ein geistiges Handwerkszeug, das sowohl zum Guten wie zum Bösen eingesetzt werden kann. Menschen mit einem sehr hohen IQ können unfähig sein, im Alltag zurechtzukommen und ihr Leben selbst zu meistern. Im Alltag werden gerade Menschen, die sich mit viel Fleiß und gutem Gedächtnis unkritisch ein hohes Maß an "klassischer Bildung" angeeignet haben und möglicherweise obendrein gut reden können, oft als "hochintelligent" bezeichnet und ehrfurchtsvoll bewundert.
Einen Schul- oder Hochschulabschluss mit besten Noten erreicht man in der Regel nicht durch hohe Intelligenz, sondern durch Pauken, Pauken, Pauken, also stumpfes Auswendiglernen des Prüfungsstoffes - natürich, ohne ihn zu hinterfragen, sowie Vermeiden von Konflikten mit den Prüfenden. Nur Menschen, die in der Schule herausragend gute Noten erzielt haben, wird in unserem System der reguläre Zugang zu bestimmten Studiengängen ermöglicht. In genau diesen Studiengängen geht es dann wieder darum, riesige Stoffmengen in relativ kurzer Zeit auswendig zu lernen. Der Leistungsdruck in diesen Studiengängen ist so hoch, dass für kritisches Hinterfragen kein Raum bleibt. Es wäre obendrein unerwünscht. Wer den Abschluss in einem dieser Studiengänge geschafft hat, verfügt kaum über praxisrelevante Kenntnisse oder Fähigkeiten, dafür aber über ein ausgeprägtes elitäres Selbstbewusstsein und den festen Glauben daran, dass die gelernte Theorie wahr und vollständig ist. Damit diese Akademiker in der Berufswelt eingesetzt werden können, müssen sie nach Abschluss ihres Studiums praktische Phasen durchlaufen, in denen sie die sozialen Regeln ihrer Arbeitswelt verinnerlichen und erste praktische Kenntnisse und Fähigkeiten erlernen. Danach erwerben sie im Laufe der Jahrzehnte durch Interaktion mit ihren Kunden die tatsächlich von ihnen erwartete Qualifikation. Während ihrer praktischen Berufstätigkeit bleiben diese Akademiker gedanklich in dem fachlichen Rahmen, der während des Studiums fest in ihnen verankert wurde und den sie nur in seltensten Einzelfällen irgendwann infrage stellen. Warum erzeugt das staatlich gesteuerte Bildungssysstem solche Menschen?
Abgrundtief böse Menschen, die danach trachten, anderen Menschen zu schaden, können eigene oder fremde hohe Intelligenz nutzen, um ihre Ziele besser zu erreichen.
Die Begriffe Intelligenz, Bildung, Wissen, Genialität, Merkfähigkeit, Eloquenz, Verstand, Vernunft, Klugheit und Schlauheit werden üblicherweise nicht sauber voneinander unterschieden und oft sogar synonym zueinander verwendet.
Verstand
Mit "Verstand" ist hier die Fähigkeit gemeint, durch selbstständiges Denken Zusammenhänge zu verstehen. Man sagt, "ein Mensch hat Verstand". Verstand ist also eine geistige Fähigkeit, die sich zunächst im Denken äußert.
Ist Verstand eine nützliche oder schädliche Eigenschaft? In kleinen, autonomen Menschengruppen wie den Stammesgesellschaften unserer Vorfahren ist selbstständiges Denken eine eher positive Eigenschaft. Sie führt dazu, dass das Denken der Gruppe mehr Aspekte abdeckt, was bei der Problemlösung nützlich und damit für das Überleben wichtig ist. Selbstdenker sind allerdings weniger gut zu führen als geistige Konformisten. Das macht sie aus Sicht der Anführer zu schwierigeren bis gefährlichen Menschen. In modernen Massengesellschaften, die zentral gesteuert werden, ist Verstand unerwünscht. Die Gruppe der benötigten "Kopfarbeiter" soll zwar über die geistigen Fähigkeiten verfügen, die erforderlich sind, um ihre Aufgaben nach vorgegebenen Regeln zu bearbeiten. Diese Menschen sollen aber auf keinen Fall selbstständig denken, da sie dann anfangen könnten, die Regeln zu hinterfragen und sogar selbstständig zu handeln.
Für Verstand ist ein gewisses Maß an Intelligenz sicherlich notwendig, aber nicht hinreichend. Gerade unter den Akademikern, bei denen man einen erhöhten Anteil an Menschen mit hohem IQ erwartet, gibt es kaum Selbstdenker, sondern weitestgehend Konformisten. Akademiker verfügten früher über eine große Menge an vermeintlichem "Wissen". Dieses Wissen ist bei akademischen Ausbildungen aber größtenteils theoretischer Natur, also erlernt und nicht erfahren. An dieses Erlernte wird aber fest geglaubt, sehr ähnlich religiösen Glaubenssätzen. Der feste Glaube an Wissenschaft als Methodik und Institution und an die Richtigkeit wissenschaftlicher Erkenntnisse ist bei Akademikern die Regel. Menschen, deren Lehrmeister das Leben ist, verstehen eher, was passiert und wie Ereignisse zusammenhängen. Ein Bauer oder Handwerker, der nur kurz den schädlichen Einflüssen des staatlichen Schulsystems ausgeliefert war und dessen Denken zusätzlich nur wenig durch die Dauerberieselung mit Lügen durch die Massenmedien vernebelt worden ist, hat eine größere Chance, praktische Zusammenhänge klar zu erkennen, als ein Akademiker.
Was kennzeichnet jene Menschen, die verstehen wollen und können? Ich vermute, dass sie im Regelfall besonders skeptisch, erkenntnishungrig und geistig selbstständig sind. Sie sind sicherlich oft Freigeister und Nonkonformisten. Und strunzdumm können sie nicht sein.
Vernunft
Mit "Vernunft" ist hier die Eigenschaft gemeint, sich selbst so zu verhalten, wie es der eigene Verstand als angemessen erkannt hat. Man sagt, "ein Mensch verhält sich vernünftig". Vernunft ist also eine geistige Fähigkeit, die sich im Handeln äußert.
Ist Vernunft eine nützliche oder schädliche Eigenschaft? Vernunft bedeutet nach obiger Definition Kohärenz von Denken und Handeln. Die Nützlichkeit ist aus subjektiver und "objektiver" Sicht zu betrachten. Ist eine Handlung, die der Verstand empiehlt, für a) den Handelnden bzw. b) seine Umgebung, insbesondere seine Mitmenschen, nützlich oder schädlich? Nun sind wir bei der moralischen Bewertung menschlichen Handelns, auf die ich hier nicht eingehen will.
Unvernunft
Als "unvernünftig" wird das Handeln eines Menschen jedenfalls bezeichnet, wenn der Beurteilende aus seiner Sicht der betrachteten Situation zu einer anderen Handlungsempfehlung gekommen ist. Bedenkenswert ist der Umstand, dass die Bewertung der Nützlichkeit einer Handlung hinsichtlich der beiden Sphären a) und b) abschließend nur möglich ist, wenn all ihre Folgen bezüglich Zeit und Raum bedacht werden. Das ist in der Praxis für Menschen nicht möglich. Ein Wesen, das über Raum und Zeit steht, könnte es. Das würde aber kaum menschliche Maßstäbe anlegen. Die Bewertung des Handelns anderer Menschen erfolgt üblicherweise ziemlich spontan und nach Kriterien, die weder das Wohl des Handelnden noch das der Gemeinschaft berücksichtigen, sondern nur die Interessen von Wesen, die mehr Macht als der Handelnde haben.Was ist Unvernunft, also unvernünftiges Handeln? Nach obiger Definition ein Verhalten, das nicht kohärent mit dem Denken ist. Wie kann soetwas passieren? Dafür sehe ich zwei mögliche Ursachen: 1. Es gibt in unserem Geist nicht nur eine, sondern mindestens zwei Instanzen, die unser Handeln bestimmen. Aspiranten dafür sind das Bewusstsein und das Unterbewusstsein. Wenn das Bewusstsein (unter Mitwirkung des Unterbewusstseins) zu einer weitgehend rationalen Entscheidung für eine Handlungsoption gekommen ist, kann das Unterbewusstsein dieses Handeln irrational und kurzfristig noch verhindern oder verändern. 2. Der Einfluss des freien Willens. Wenn es ihn gibt, kann er den durch bewusste und/oder unterbewusste Anteile gesteuerten, aber deterministischen Entscheidungsprozess jederzeit, also auch nach seinem Abschluss, beeinflussen.
Sofern eine vom Verstand getroffene Handlungsentscheidung optimal war, ist Unvernunft schädlich. Sofern eine vom Verstand getroffene Handlungsentscheidung sehr schlecht war, kann Unvernunft nützlich sein.
Im täglichen Leben gehen den meisten Handlungen überhaupt keine rationalen Denkprozesse voraus, sondern sie erfolgen automatisiert bzw. reflexhaft völlig durch das Unterbewusstsein gesteuert. Wenn solche Handlungen nachträglich hinterfragt werden, generiert das bewusste Denken in der Regel Begründungen, um sie zu rechtfertigen. Solche Begründungen sind oft Lügen, die nur dazu dienen, das Selbstbild zu stabilisieren.