Weisheit
Weisheit ist eine geistige Sichtweise auf die materiellen und immateriellen Dinge, die es ermöglicht, Zusammenhänge schneller zu erkennen, die Wichtigkeit von Dingen angemessener einzuschätzen und das eigene Denken weniger durch Gefühle, die durch eigene Gedanken hervorgerufen werden, beeinflussen zu lassen.
Für Weisheit gibt es keine Metrik, mit die Weisheit eines Menschen bewertet oder die Weisheit zweier Menschen verglichen werden kann.
Weisheit führt durch die ihr immanente Abgeklärtheit zu innerer - und damit verbunden oft auch zu äußerer - Ruhe und Gelassenheit. Von weisen Menschen kann man ein gerechteres Urteilen als von nicht weisen Menschen erwarten. Daher erfolgt in gesunden Gesellschaften die Rechtsprechung nicht durch Akademiker, sondern durch weise Menschen (wie den Dorfrichter Adam).
Weisheit wird in der Regel durch eigene Lebenserfahrung erworben. Daher steigt die Wahrscheinlichkeit, Weisheit bei Menschen anzutreffen, mit deren Alter an. Es ist allerdings ein Irrtum, von jedem alten Menschen Weisheit zu erwarten. Ein weiser Blick auf die Dinge kann bis zu einem gewissen Grade auch durch das Erkennen der Wahrheit von Aussagen eines weisen geistigen Lehrers erworben werden. das ist z. B. im Buddhismus und speziell bei der Ausbildung eines neuen Lama üblich. Auch in früheren Herrschaftsdynastien wurden die jungen, künftigen Regenten von Klein auf auf ihre geplante Aufgabe vorbereitet. Bei dem zugehörigen Unterrichtsprozess wurden wahrscheinlich auch Kenntnisse vermittelt, die in die Kategorie Weisheit fallen. In kleinen Stammesgemeinschaften ließ/lässt man weise Menschen ihre Erfahrungen und Erkenntnisse an die Jungen weitergeben.
Kann ein Mensch, dessen Sein vollständig vom Kampf um das Überleben bestimmt wird, weise werden?
Weise Menschen sind heutzutage selten. Weisheit ist eine multidimensional wertkontinuierliche Größe ähnlich der Intelligenz. Sie setzt sich also aus vielen Teileigenschaften zusammen, die individuell beliebig ausgeprägt sein können. Das Zusammenwirken dieser Teileigenschaften bestimmt die Weisheit eines Menschen.
Es gibt viele Menschen ohne Anzeichen von Weisheit und sehr wenige Menschen, die anscheinend sehr weise sind. Eine obere Grenze der Weisheit im Sinne von perfekter oder vollkommener Weisheit ist wohl nicht definierbar. Extreme Weisheit führt möglicherweise zum vollständigen Entsagen alles Weltlichen. Das mag für Mönche angemessen sein, aber nicht für Menschen mit Kindern.
Das Gegenteil von Weisheit ist wohl Torheit. Es gibt Menschen, die wegen ihrer wirren geistigen Struktur nicht weise werden können.
Da Weisheit zu besserem Handeln führen kann, sollte für menschliche Gemeinschaften ein hoher Anteil an Weisen erstrebenswert sein. Weisheit wird zu den klassischen Tugenden gezählt.
Im dekadenten westlichen Kulturkreis wird Weisheit kaum noch wertgeschätzt. Ein weiser Mensch wird von der dumpfen Masse vermutlich als Sonderling und "Spaßbremse" wahrgenommen und ausgegrenzt.